Vereins-Chronik

... Damals, Wo alles begann ...

Chronik des Vereins
In Hattenheim wurde Fußball erstmals nach dem ersten Weltkrieg gespielt. Junge Männer hatten das Spiel als Soldaten kennengelernt und als einer von ihnen, Martin Jäger, einen Ball nach Hause schickte, begeisterten sich bald viele Hattenheimer an der neuen Sportart.
Als Spielfeld dienten anfangs die Hattenheimer Rheinwiesen. Alles fand im primitivsten Rahmen statt, aber da man bald nach festen Regeln spielen und an organisierten Wettkämpfen teilnehmen wollte, kam man nicht umhin, einen Verein, eben den Spiel- und Sportverein Hattenheim, zu gründen.
 
Im Juni 1919 trafen sich im “Rheingauer Hof” des Vereinswirtes Karl Gerster die Gründungsmitglieder Martin Jäger, Kuno Gerster, Konrad Ettingshausen, Karl Molitor, Hans Bausch, Fritz Berg IV, Heinrich Steinheimer, Alois Pfaff, Georg Ress, Peter Berg, Nikolaus Berg II, Johann Fluck, Franz Leiss und Josef Stassen, um den neuen Verein aus der Taufe zu heben.
 
Von den Gründern starb 1993 als letzter Fritz Berg IV,
unser “Onkel Fritz”, der bis zu seinem letzten Lebensjahr ein
aufmerksamer  Beobachter des Geschehens auf dem Hattenheimer Sportplatz
war. Als Vereinsfarben wählte man schwaze Hosen und rot-schwarz
gestreifte Trikots. Schnell hatte man drei Mannschaften zusammen, denen
allerdings vorerst keine Beteiligung an Meisterschaftspielen möglich
war, da man noch keinem Verband angehörte.
Der Hattenheimer Sportplatz um 1919
Spiele wurden oft spontan vereinbart, manchmal am Spieltag selbst. 1921 wurde das erste große Pokaltunier veranstaltet, das sich zum wahren Volksfest entwickelte. Die Spiele wurden auf zwei Plätzen ausgetragen und dauerten zwei mal 10 Minuten. Das Endspiel allerdings dauerte, den damaligen Gepflogenheiten entsprechend über zwei Stunden, weil es keinem der beiden Finalisten gelang, ein Tor zu erzielen. Schließlich einigte man sich auf eine Wiederholung zwei Wochen später.
 
Im gleichen Jahr trat der Verein auch dem Süddeutschen Fusßballverband bei und griff in der C-Klasse in die Meisterschaft ein. Bereits im folgenden Jahr konnte der Titel errungen werden, ein Erfolg des enormen Trainigsfleißes und eiserner Disziplin. Beim Training sah man stets die gesamte Mannschaft, die im Meisterschaftsjahr weder einen Platzverweis noch verletzungsbedingte Ausfälle hinnehmen musste.
Gründungsteam des SSV Hattenheim

Während der Inflationszeit 1923 hatte auch der Verein schwere Zeiten zu überstehen. Oft half “Onkel Fritz” mit französischen Francs aus der eigenen Tasche aus, damit die Fahrtkosten für Auswärtsspiele gedeckt werden konnten.

 
In der Spielzeit 1924/25 gelang erneut ein Aufstieg in die A-Klasse , doch der folgende Fall war umso teifer. Für ein Jahr musst der Spielbetrieb wegen massiver Spielerabwanderung gänzlich eingestellt werden.
 
Im Jahr des zehnjährigen Bestehens ging es dann aber wieder aufwärts. Die neu beschaffte Vereinsfahne wurde mit Stolz geschwenkt, spielte der Verein bis 1932 doch wieder in der A-Klasse. Mit der Machtergreifung der Nazis wurden die meisten aktiven Spieler zu Wehr- und Arbeitsdiensten eingezogen, was zwangsläufig zum Abstieg führte. Lediglich eine Jugendmannschaft konnte noch unterhalten werden, der man allerdings keinen Sportplatz mehr bieten konnte, denn der alte Platz war dem Straßenbau zum Opfer gefallen und einer neuer konnte nicht hergerichtet werden. Es sollte allerdings noch schlimmer kommen.
1939 Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges brachte das Spielgeschehen völlig zum erligen. 22 Vereinsmitglieder ließen ihr Leben und wieder waren die alten Pioniere gefordert, nach Kriegsende einen Neuaufbau in die Wege zu leiten. Unverzagt und mit großem persönlichen Einsatz organisierte man das Erforderliche. Da nach wie vor kein eigener Platz vorhanden war, spielte man meist auswärts, gelegentlich auch in Oestrich.

Zum 30-jährigen Jubiläum veranstaltete der Verein ein großes Stiftungsfest, an dem die gesamten Gemeinde regen Anteil nahm. Die folgenden Jahre verliefen sportlich erfolgreich, immerhin konnte man zweimal Meister in der B-Klasse werden. Das 40-jährige Bestehem drohte im Dauerregen unterzugehen, doch pünktlich am Festsamstag um 12 Uhr hatte Petrus ein Einsehen und die Sonne lachte über dem Marktplatz, wo im Rahmen eines Volksfestes Vereinsgründer geehrt wurden. Als besondere Auszeichnung erhielt Fritz Berg IV die Ehrennadel des HFV, dem großen Gönner und Förderer des SSV. Otto Kern wurde der Ehrenbrief verliehen.

 
Dank eines Zuschusses in Höhe von DM 80.000,00 konnte der neue Sportplatz, den der Verein auch heute noch nutzt, fertiggestellt werden. Er ist heute einer der letzten Ascheplätze der Region. Die offizielle Einweihung wurde am 02.08.1962 begangen. In der folgenden Meisterschaft konnte erneut die Meisterschaft in der B-Klasse errungen werden. Um den Gastmannschaften saubere Dusch- und Umkleideräume bieten zu können, bauten Spieler und Vereinsmitglieder den Pferdestall des Vereinslokals “Rheingauer Hof” in Eigenleistung um. Dies konnte allerdings nicht verhindern, dass in den nächsten Jahren der sportliche Erfolg ausblieb. Immerhin schaffte es die Mannschaft im Jubiläumsjahr 1969, dem Verein den Wiederaufstieg in die A-Klasse zum Geschenk zu machen. Entsprechend gut war die Stimmung beim Jubiläumsfest, das in einem großen Zelt am Rhein gefeiert wurde. Am dem drei Tagen vom 31.05. bis zum 02.06 wurde kräftig gefeiert. Die noch lebenden Gründer wurden mit der goldenen Vereinsnadel geehrt.
Im Jahr 1970 erlebte der Verein erneut einen Rückschlag. An Hochwasser war man gewöhnt, aber der extreme Wasserstand in diesem Jahr übertraf alle Befürchtungen. Zwei Wochen lang ragten lediglich die Querlatten der Tore aus den Fluten. Als der Rhein wieder ins seine Ufer zurückgekehrt war, mussten lastwagenweise Schlammablagerungen entfernt werden. Trotz – vielleicht auch wegen – dieser Probleme erlebte der Verein in dieser Zeit aber auch seinen größten sportlichen Erfolge. Unvergessen bleibt wohl dasPokalspiel gegen den frisch gebackenen Regionalligisten SV Darmstadt 98 im Juni 1971. Auf der Welle der Begeisterung die von diesem Spiel trotz einer 2:4 Niederlage ausgelöst wurde, katapultierte sich die Mannschaft 1972 in die Bezirksklasse, wo sie sich vier Jahre halten konnte. Auch war es das Jahr 1972 in dem ein weiterer Meilenstein der Vereinsgeschichte erreicht werden konnte. Mit der offiziellen Einweihung des Vereinsheims, ging ein großer Traum der damligen Verantwortlichen in Erfüllung. Mit einer großzügigen Finanzspritze durch die, damals noch eigenständige, Gemeinde Hattenheim war der Grundstock gelegt worden, um die eigentliche Bauarbeiten vollständig in Eigenleistung erbringen zu können. Mit der Einweihung 1972 war der SSV Hattenheim der erste Club im Kreis der ein Vereinsheim sein eigen nennen konnte. Der Bau des Vereinsheims erleichterte den Spielbetrieb des SSV Hattenheim erheblich, da fortan die lokalansässigen Kabinen genutzt werden konnten und man nicht mehr auf die Umkleideräume der Hattenheimer Schule im Ortskern angewiesen war.
 
Im Jahr des 60-jährigen Bestehens schien das Ende des sportlichen Höhenflugs erreicht, denn im letzten Spiel der Saison wurde der Abstieg in die B-Klasse besiegelt. Der sportliche Misserfolg war allerdings bewusst in Kauf genommen worden, denn der Verein hatte erstmals seit langer Zeit ganz auf auswertige Spieler verzichtet und um die noch aktiven älteren Spieler aus Hattenheimer Eigengewächsen aufgebaut, die auch prompt im nächsten Jahr den direkten Wiederaufstieg in die A-Klasse schaffte. Musste man im ersten Jahr noch um den Klassenerhalt zittern, so etablierte man sich schon bald im vorderen Mittelfeld und konnte manchem Kontrahenten  ein Schnippchen schlagen. Auch die damalige “Millionentruppe” des SV Wehen kam in ihrem Meisterjahr nicht über zwei Unentschieden gegen den SSV hinaus.
Das Hochwasser erreicht sogar den Ortskern
1985, mitten in eine relative sorgenfreie Zeit, traf den Verein und mit ihm vielen Hattenheimer Bürger die Nachricht vom Tode des langjährigen Kassierers und guten Geistes des SSV, Dieter May. War der Vorstand das Kopf, so fand man in Dieter May das Herz des Vereins. Es hatte den Anschein als verbringe er Tag un Nacht rund um den Sportplatz und das Vereinsheim, das er wie sein eigenes Haus pflegte und betreute. Trotz des Schicksalsschlages ging das sportliche Leben weiter und unversehens fand man scih im Jahr 1987 wieder in der B-Klasse, ein allerdings nur kurzer Aufenthalt, denn die Mannschaft, bei ihrem Stolze gepackt, dominierte die Klasse nach belieben und hatte nur einen Konkurrenten im SV Aulhausen. Im letzten Spiel der Saison 1987/88 kam es zum Aufeinandertreffen der beiden Erstplatzierten, aus dem usere Truppe als Sieger hervor ging. Damit war erneut der Aufstieg in die A-Klasse gelungen und die Scharte des Abstiegs ausgewetzt.
Sportplatz seit 1962
1992 gelang es nach dramtischen Spielen sogar bis ins Finale des Kreispokals vorzustoßen, wo der hohe Favorit aus Walluf 120 Minuten benötigt, um seiner Favoritenrolle gerecht zu werden. Allerdings hat sich das Fehlen zielgerichteter Jugendarbeit in der Vergangenheit bemerkbar gemacht. Konkurrenzangebote anderer Sportarten und die Verlockung von Playstation und Computern sorgten dafür, dass der Nachwuchs weniger wurde. Das Ausscheiden älterer Spieler und die Abwanderung von Leistungsträgern konnten daher nicht immer ausgeglichen werden. In Kenntnis dieses Problems hat sich der Verein zur Gründung einer Jugendspielgemeinschaft, zunächst mit den Nachbarn aus Oestrich, später auch mit dem SV Hallgarten entschlossen.
 
1994, im Jahre des 75-jährigen Bestehen des Vereins konnte mit der Einweihung des komplett saniert und vergößerten Vereinsheims ein weiterer Meilenstein der Vereinsgeschichte geschrieben werden. In einer Eigenleistung von etwa 3500 Stunden durch viele Ehrenamtliche Helfer, wurde das Vereinshaus erheblich vergrößert und gegen die Angriffe der wiederkehrenden Hochwasser gerüstet.

 

In den 90iger Jahren hat sich der Verein sportlich konsolidiert und zu einer klassichen A-Liga-Mannschaft etabliert, wenn auch mit einigen Aufs- und Abs – mehrmals in Richtung Kreisoberliga, abr auch nach unten in die B-Klasse. 2014 gelang erneut der Aufstieg in die Kreisoberliga, die man allerdings nach einer unglücklich verlaufenden Saison 2017/2018 wieder in Richtung A-Klasse verlassen musste. Der Verein hat seine Ziele aber in den vergangenen Jahren auch breiter gesteckt. Neben dem sportlichen Erfolg ist die Kameradschaft untereinander, die das Wesen des Vereins ausmacht. Nach wie vor hält man an dem Prinzip der 80iger Jahre fest und zahlt keine Spielergehälter. Und auch wenn man als einer von drei Vereinen im Rheingau noch immer mit dem Manko eines Hartplatzes leben muss, gibt es nach wie vor Neuzugänge, die dem guten Ruf des SSV Hattenheim folgen und für Nachwuchs sorgen. Der Verein bildet eine intakte  Gemeinschaft, in der Spieler, engagierte Mitglieder, Unterstützer und viele Hattenheimer Bürger zusammenhalten und anpacken, wo es notwendig ist. So ist die jährliche Renovierung und Instandsetzung des 1994 generalsanierten Platzes und des Vereinsheims nach jedem Hochwasser in ehrenamtlicher Arbeit Programm.
Kurzfassung:

In Hattenheim wurde Fußball erstmals nach dem ersten Weltkrieg gespielt. Junge Männer hatten das Spiel als Soldaten kennen gelernt. Einer von ihnen, Martin Jäger, schickte dann einen Ball nach Hause und somit waren bald viele Hattenheimer von der neuen Sportart begeistert. Anfangs dienten die Hattenheimer Rheinwiesen als Spielfeld, aber das tat der Begeisterung der jungen Männer, die meist arbeitslos waren, keinen Abbruch.

Da man bald nach festen Regeln spielen und an organisierten Wettkämpfen teilnehmen wollte, kam man nicht umhin, einen Verein, den Spiel- und Sportverein Hattenheim, zu gründen. Im Juni 1919 trafen sich im „Rheingauer Hof“ des Vereinswirtes Karl Gerster die Gründungsmitglieder, um den Verein aus der Taufe zu heben. Als Vereinsfarben wählte man schwarze Hosen und rot-schwarz gestreifte Trikots. Da man noch keinem Verband angehörte, war eine Beteiligung an Meisterschaftsspielen vorerst nicht möglich. Im Jahre 1921 wurde das erste große Pokalturnier veranstaltet, welches sich zu einem wahren Volksfest entwickelte. Im gleichen Jahr trat der Verein auch dem Süddeutschen Fußballverband bei und griff in der C-Klasse in die Meisterschaft ein. Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurden die meisten aktiven Spieler zu Wehr- und Arbeitsdienst eingezogen. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges brachte das Spielgeschehen völlig zum Erliegen. 22 Vereinsmitglieder mussten ihr Leben lassen. Der Neuaufbau nach Kriegsende lag somit in den Händen der alten „Pioniere“. Nach wie vor war kein eigener Platz vorhanden.

Zum 30jährigen Jubiläum veranstaltete der Verein ein großes Stiftungsfest, an dem die gesamte Gemeinde teilnahm. Die folgenden Jahre verliefen sportlich erfolgreich. Zum 40jährigen Bestehen wurden im Rahmen eines Volkfestes einige Vereinsgründer mit der Ehrennadel des Hessischen Fußballverbandes ausgezeichnet. Dank eines Zuschusses der Gemeinde in Höhe von 80.000 DM konnte nun der neue Sportplatz fertig gestellt und am 2. August 1962 eingeweiht werden. Der Sportplatz wird noch heute vom Verein genutzt. Der Wunsch nach einem Vereinsheim ist in den 60er Jahren aufgekommen. Man war bestrebt, die Bewirtung der Gäste und damit auch den Verdienst der Vereinskasse zu verbessern. 1972 wurde offiziell das vereinseigene Sportlerheim in Betrieb genommen. Mit der Öffnung des Sportlerheimes ging für die damals Verantwortlichen ein großer Traum in Erfüllung. Damit war der SSV Hattenheim der erste Fußballverein im Kreis, der ein Clubhaus sein Eigen nennen konnte. Aber auf Grund des jährlichen Hochwassers und den damit verbundenen Schäden an der Bausubstanz wurde am 2. Juli 1994 das Vereinsheim zum zweiten mal eingeweiht. Der gesamte Verein, Spieler und Mitglieder, waren am Umbau/Wiederaufbau des Vereinsheimes beteiligt. Damit ist im Jahr des 75-jährigen Jubiläums ein weiterer Meilenstein in der Vereinsgeschichte gelegt worden.