Während der Inflationszeit 1923 hatte auch der Verein schwere Zeiten zu überstehen. Oft half “Onkel Fritz” mit französischen Francs aus der eigenen Tasche aus, damit die Fahrtkosten für Auswärtsspiele gedeckt werden konnten.
Zum 30-jährigen Jubiläum veranstaltete der Verein ein großes Stiftungsfest, an dem die gesamten Gemeinde regen Anteil nahm. Die folgenden Jahre verliefen sportlich erfolgreich, immerhin konnte man zweimal Meister in der B-Klasse werden. Das 40-jährige Bestehem drohte im Dauerregen unterzugehen, doch pünktlich am Festsamstag um 12 Uhr hatte Petrus ein Einsehen und die Sonne lachte über dem Marktplatz, wo im Rahmen eines Volksfestes Vereinsgründer geehrt wurden. Als besondere Auszeichnung erhielt Fritz Berg IV die Ehrennadel des HFV, dem großen Gönner und Förderer des SSV. Otto Kern wurde der Ehrenbrief verliehen.
In Hattenheim wurde Fußball erstmals nach dem ersten Weltkrieg gespielt. Junge Männer hatten das Spiel als Soldaten kennen gelernt. Einer von ihnen, Martin Jäger, schickte dann einen Ball nach Hause und somit waren bald viele Hattenheimer von der neuen Sportart begeistert. Anfangs dienten die Hattenheimer Rheinwiesen als Spielfeld, aber das tat der Begeisterung der jungen Männer, die meist arbeitslos waren, keinen Abbruch.
Da man bald nach festen Regeln spielen und an organisierten Wettkämpfen teilnehmen wollte, kam man nicht umhin, einen Verein, den Spiel- und Sportverein Hattenheim, zu gründen. Im Juni 1919 trafen sich im „Rheingauer Hof“ des Vereinswirtes Karl Gerster die Gründungsmitglieder, um den Verein aus der Taufe zu heben. Als Vereinsfarben wählte man schwarze Hosen und rot-schwarz gestreifte Trikots. Da man noch keinem Verband angehörte, war eine Beteiligung an Meisterschaftsspielen vorerst nicht möglich. Im Jahre 1921 wurde das erste große Pokalturnier veranstaltet, welches sich zu einem wahren Volksfest entwickelte. Im gleichen Jahr trat der Verein auch dem Süddeutschen Fußballverband bei und griff in der C-Klasse in die Meisterschaft ein. Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurden die meisten aktiven Spieler zu Wehr- und Arbeitsdienst eingezogen. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges brachte das Spielgeschehen völlig zum Erliegen. 22 Vereinsmitglieder mussten ihr Leben lassen. Der Neuaufbau nach Kriegsende lag somit in den Händen der alten „Pioniere“. Nach wie vor war kein eigener Platz vorhanden.
Zum 30jährigen Jubiläum veranstaltete der Verein ein großes Stiftungsfest, an dem die gesamte Gemeinde teilnahm. Die folgenden Jahre verliefen sportlich erfolgreich. Zum 40jährigen Bestehen wurden im Rahmen eines Volkfestes einige Vereinsgründer mit der Ehrennadel des Hessischen Fußballverbandes ausgezeichnet. Dank eines Zuschusses der Gemeinde in Höhe von 80.000 DM konnte nun der neue Sportplatz fertig gestellt und am 2. August 1962 eingeweiht werden. Der Sportplatz wird noch heute vom Verein genutzt. Der Wunsch nach einem Vereinsheim ist in den 60er Jahren aufgekommen. Man war bestrebt, die Bewirtung der Gäste und damit auch den Verdienst der Vereinskasse zu verbessern. 1972 wurde offiziell das vereinseigene Sportlerheim in Betrieb genommen. Mit der Öffnung des Sportlerheimes ging für die damals Verantwortlichen ein großer Traum in Erfüllung. Damit war der SSV Hattenheim der erste Fußballverein im Kreis, der ein Clubhaus sein Eigen nennen konnte. Aber auf Grund des jährlichen Hochwassers und den damit verbundenen Schäden an der Bausubstanz wurde am 2. Juli 1994 das Vereinsheim zum zweiten mal eingeweiht. Der gesamte Verein, Spieler und Mitglieder, waren am Umbau/Wiederaufbau des Vereinsheimes beteiligt. Damit ist im Jahr des 75-jährigen Jubiläums ein weiterer Meilenstein in der Vereinsgeschichte gelegt worden.